Freie Mitarbeit im Verlag
Letzte Aktualisierung am: 9. Juli 2024
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Momentan beschäftigen fast drei Viertel aller Verlage freie Mitarbeiter. Der Anteil der freien Mitarbeiter liegt in dieser Branche weitaus höher als in anderen Bereichen. Damit haben die freien Mitarbeiter einen entscheidenden Erfolg an Gewinn und Verlust der Verlagsbranche. Häufig erwächst aus einer freien Mitarbeit eine langfristige Zusammenarbeit.
Inhaltsverzeichnis
Langfristigkeit der Zusammenarbeit
Die langfristige Zusammenarbeit zwischen Verlag und freiem Mitarbeiter muss kein Hinweis auf eine Scheinselbstständigkeit sein. Teilweise sind die Kooperationen auf viele Jahre ausgelegt, was vor allem für die Zusammenarbeit zwischen freiem Mitarbeiter und Buchverlag gilt. Bei Zeitungen und Zeitschriften sind freie Mitarbeiter oft nur kurzfristig oder für ein bestimmtes Projekt beschäftigt. Die freien Mitarbeiter verfügen dann über ein kundenspezifisches und verlagsinternes Wissen, auf das nicht verzichtet werden soll.
Wichtig ist jedoch, dass die Kriterien der Selbstständigkeit dennoch eingehalten werden und auch ein langjähriger freier Mitarbeiter über ausreichend weitere Auftraggeber verfügt.
Kriterien für die freie Mitarbeit
Wenn ein freier Mitarbeiter fast ausschließlich für einen Verlag tätig ist, gilt er als scheinselbstständig – mit allen rechtlichen Konsequenzen. Für den Verlag kann das die Festanstellung des Betreffenden bedeuten und vor allem die Nachzahlung von Sozialabgaben für die letzten vier Jahre.
Daher muss darauf geachtet werden, dass die Mitarbeiter tatsächlich freie Mitarbeiter sind. Dafür müssen sie folgende Kriterien erfüllen:
- Sie bestimmen selbst über Arbeitszeit und Urlaubszeiten.
- Die Mitarbeiter werden für verschiedene Verlage tätig.
- Es können Aufträge abgelehnt werden.
- Es wird nicht Arbeitskraft geschuldet, sondern der gewünschte Erfolg.
- Es wird eine projektbezogene Vergütung gezahlt.
- Die freien Mitarbeiter sind keine Vertreter des Verlages, sondern agieren auf eigene Rechnung und unter eigenem Namen.
- Es werden eigene Arbeitsmittel benutzt und es ist kein fester Arbeitsplatz im Verlag vorhanden.
Vorteile für die Verlage
Verlage können durch die Zusammenarbeit mit freien Mitarbeitern für jedes Buchprojekt genau den Fachmann finden, den sie gerade benötigen. Sie kaufen also praktisch das nötige Know-how und können sich auf sämtliche wichtigen Aufgaben konzentrieren. Bei Urlaub oder Krankheit können Auftragsspitzen reguliert werden, wenn freie Mitarbeiter zum Einsatz kommen.
Ein Vertrag über die freie Mitarbeit muss nicht zwingend geschlossen werden, empfehlenswert ist es aber, zumindest den Auftrag schriftlich zu erteilen. Wird ein Buchprojekt fast ausschließlich durch Externe realisiert, ist ein Vertrag aber unumgänglich. Vor allem sollte dann ein Vertrag geschlossen werden, wenn es um Urheberrechte geht.
Möglichkeiten für freie Mitarbeiter
Vor allem für einen Redakteur bietet sich in vielen Verlagen zahlreiche Möglichkeiten für eine freie Mitarbeit. Auch ein Lektor oder Korrektor wird verstärkt auf freier Basis beschäftigt. Vor allem Korrektoren schwinden zahlenmäßig immer mehr, ihre Aufgaben werden häufig von Lektoren übernommen. Der Illustrator und Grafiker wird ebenfalls von vielen Verlagen für eine freie Mitarbeit gesucht. Bei einem Fotografen und Übersetzer geht der Trend schon seit längerer Zeit dahin, sie nur noch als freie Mitarbeiter zu beschäftigen.
Die Verlage sparen mit dieser Vorgehensweise enorme Kosten ein, müssen sie doch weder mit einer Entgeltzahlung im Krankheitsfall noch mit Sozialabgaben rechnen. Die freien Mitarbeiter hingegen können durch diese Art und Weise ein höheres Honorar bekommen. Große Lektoratsbüros übernehmen heute die Umsetzung kompletter Buchprojekte im Auftrag eines Verlags. Sie arbeiten heute schon selbst wie kleine Verlage, wobei sie lediglich auf den Vertrieb eigener Produkte verzichten.
Fachkräftemangel in der Verlagsbranche
Auch die Verlagsbranche kennt den Fachkräftemangel, und zwar vor allem der naturwissenschaftliche Bereich. Geht es um Mathematik, Physik, Chemie oder auch die Ingenieurswissenschaften, so finden sich immer seltener Redakteure und Fachlektoren, die sich in einer Verlagstätigkeit den hier üblichen Aufgaben widmen wollen. Der allgemeine Fachkräftemangel macht sich also auch hier bemerkbar. Umso mehr versuchen die Fachbuchverlage, andere Möglichkeiten der Beschäftigung anzubieten.
Die freie Mitarbeit gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Verlage und Redaktionen bieten verstärkt die Mitarbeit auf freier Basis oder im Home-Office an, um auch den gestiegenen Bedürfnissen hinsichtlich der freien Zeiteinteilung der Berufstätigen Rechnung zu tragen. Durchschlagende Erfolge lassen sich damit jedoch noch nicht verzeichnen.
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